Krisen Community Management in Online Games – oder wie reagiere ich auf eine Suizid Ankündigung !?!

Heute kommen wir zu den weniger schönen Aufgaben eines Community Managers!

Das Krisen- Management oder was kann ich tun wenn ein User einen Suizid ankündigt?

Informationen über Suizidalität

Sehr viele Menschen haben irgendwann in Ihrem Leben Selbsttötungsgedanken. Suizidalität ist keine Krankheit, sondern häufig Ausdruck einer tiefen Lebenskrise die überwindbar ist! Diese Betrachtungsweise kann helfen, die Unsicherheit und Dramatik bei der Konfrontation mit einem Betroffenen einzuordnen. Nachfolgend sind ein paar Beispiele aufgelistet über falsches und richtiges Alltagswissen:

  • Falsch: Wer vom Suizid redet, wird ihn nicht begehen.
    • Richtig: Auf zehn Suizidenten kommen acht, die unmißverständlich von ihren Absichten gesprochen haben.
  • Falsch: Suizid geschieht ohne Vorzeichen.
    • Richtig: Viele Beobachtungen lehren, daß Menschen, die sich das Leben nehmen, dies meist durch unmißverständliche Zeichen oder Handlungen ankündigen.

Ich denke ich muss erst einmal erklären was ich als Suizid Ankündigung in einem Online Game verstehe:

Von einer Suizidankündigung ist zu sprechen, wenn ein User direkt oder indirekt auf Gedanken einer Selbsttötung hinweist.
Als Nutzer hat man vielfältige Möglichkeiten, öffentlich mögliche Suizidgedanken darzustellen. So können entsprechende Andeutungen auf Facebook oder anderen sozioalen Netzwerken oder im Charakternamen hinterlassen sein, oder sie wurde im Chat gepostet, usw. Ebenso könnte man im direkten Mailkontakt oder PMs auf solche Gedanken aufmerksam machen.

In der Bundesrepublik Deutschland steigt die Zahl der Selbsttötungen und Selbstmordversuche bei Jugendlichen weiter an. Bei jungen Menschen zwischen 12 und 15 Jahren steht der Suizid bereits an 2. Stelle der Todesursachen. Bei den 15 – 19jährigen machten Selbstmorde 12% aller Todesfälle in dieser Altersgruppe aus.

Nun kommt für uns die wohl wichtigste Frage in so einem Fall: ” was ist als brisant einzustufen und was nicht”
Die Antwort darauf ist leider sehr kurz und vor allem unbefriedigend: “Wir wissen es nicht und können es auch nicht wissen”

Leider schrecken auch bei einem so ernsten Thema gewisse User nicht vor makaberen Scherzen zurück. Allerdings kann die Einstufung als „Scherz“ bzw. eine Fehlinterpretation zu sehr schlimmen Folgen führen. Genau hier liegt also das Problem
Die Anonymität im Internet lässt eine einwandfreie Beurteilung (die sicherlich auch im „realen“ Umfeld schon schwer genug ist ist) nicht zu!

Daher müssen wir Community Manager solche Ankündigungen auf die Art und Weise IMMER ernst nehmen und dementsprechend handeln.

Was bedeutet das in dem Fall?

Wenn ich die User, die eine solche Ankündigung gemacht haben, nicht erreiche werde ich eine mögliche Suizidankündigung IMMER an die Behörden weiterleiten.

Dabei ist immer zu bedenken, dass die Weiterleitung an die Behörden, sehr unangenehm für den Betroffenen sein kann, sollte es sich um einen schlechten Scherz gehandelt haben ! Auch In Game kann das Auswirkungen haben wenn sich rausstellt das es sich um einen makaberen Scherz gehandelt hat.

Dennoch ist mein Grundsatz : Besser einmal zu viel gemeldet, als einmal zu wenig!

Was könnt ihr als Freunde, Bekannte oder Beteiligte ( ihr habt davon Kenntnis bekommen) in so einem Fall tun?

Wendet euch bitte vertrauensvoll an einen Mitarbeiter der Community. Sollte keiner online sein, kann euch auch jedes andere Teammitglied eines Spiels vielleicht weiter helfen. Leitet entsprechende Mails weiter, meldet Chats oder Andeutungen in Commuinities usw. Genaue Angaben zu der Aussage ( eventuell Screens etc. ) sind dabei sehr hilfreich.

Der Community Manager hat die Möglichkeit, Leute zu erreichen, die wirksam helfen können. Das können Vorgesetzte sein, die Internet-Wache der Polizei usw. Alle Mitarbeiter einer Community haben Listen von Telefon-Nummern, Meldeadressen, die sie je nach Wohnort des Users, falls er bekannt ist, rund um die Uhr nutzen können.

Was sollte man unbeddingt vermeiden?

Keine psychologische Beratung des Betroffenen!
Absolute Vorsicht! Von Laien kann mehr Schaden angerichtet, als Hilfe geleistet werden! Geh in keinem Fall auf ein näheres Gespräch ein.

Suizidgedanken keinesfalls verharmlosen!
Sollte sich der User direkt an euch gewendet haben, sind seine Suizidgedanken absolut ernst zu nehmen und nicht herunterzuspielen.
Z.B.: „Das Problem ist doch nicht so schlimm.“; „Es gibt doch soviel Leid auf der Welt.“; „Kopf hoch – das wird schon wieder!“

Betroffenen nicht ins Gewissen reden oder gar Vorwürfe machen!
Sollte sich der User direkt an dich gewendet haben, darf er nicht mit Vorwürfen konfrontiert werden.
Z.B.: „Reiß dich doch zusammen!“; „Du hast Verantwortung für deine Familie!“; „Sag doch sowas nicht!“; „Das kannst du doch deiner Familie nicht antun!“

sofortige Hilfe:

Sofortige Hilfe erhalten Betroffene rund um die Uhr bei der bundesweiten, kostenlosen Telefonseelsorge!

Telefonseelsorge

www.telefonseelsorge.de/

0800/111 0 111 (evang.)

0800/111 0 222 (kath.)

Weitere, empfehlenswerte Hilfen

neuhland e.V.

Nikolsburger Platz 6, 10717 Berlin-Wilmersdorf, Berlin
Tel.: 030/873 01 11
e-mail: post@neuhland.de
homepage: www.neuhland.net
Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr
Angebot: Ambulante Beratung und Therapie von jungen Menschen in Krisen, speziell suizidgefährdeter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener.
Beratung von Bezugspersonen (Eltern, Lehrer, Erzieher etc.). Online-Beratung im Chat.
In einer Krisenwohnung können Kinder/Jugendliche vorübergehend auch stationär aufgenommen werden. Dieses Hilfsangebot richtet sich an: Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene

Telefon des Vertrauens

Postfach 100222, 01072 Dresden, Sachsen
Tel.: 0351/ 804 16 16
Öffnungszeiten: Täg. 17.00 – 23.00 Uhr, auch Sonn- und Feiertags
Angebot: Die seit 1989 bestehende Einrichtung bietet ausschließlich telefonische Krisenberatung durch psychologische Fachkräfte für Menschen in seelischer Not an. Auch anonyme Beratungstermine im Psychosozialen Krisendienst können vermittelt werden.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle “LOTSE”

Fährstr. 70, 21107 Hamburg, Hamburg
Tel.: 040/ 75 66 01 75
Öffnungszeiten: Mo – Fr von 15.00 – 19.00 Uhr und Di. u. Do von 10.00 – 13.00 Uhr
Angebot: Krisenintervention bei Suizidgefahr, akuten Krisen, Beratung u. Information u. therapeutische Hilfen bei Sozialgefahr, psychischen u. psychomatischen Problemen. Auch bei Alkohol u. Medikamentenabhängigkeit
Dieses Hilfsangebot richtet sich an Erwachsene.

Krisenberatung – Hilfe für Selbstmordgefährdete

Johanneswerkstraße 12, 33611 Bielefeld, NRW
Tel.: 0521/ 830 42
Öffnungszeiten: Mo-Do 8.00 – 17.00 Uhr, Fr 8.00 – 14.00 Uhr
Angebot: Beratung in akuter Krise, suizidaler Krise, nach einem Suizidversuch, Angehörigenberatung von Suizidgefährdeten u. Suizidenten
Öffentlichkeitsarbeit u. Prophylaxe (z.B. in Schulen)
Dieses Hilfsangebot richtet sich an: alle Altersgruppen.

Ich hoffe für alle dass sie nie in die Verlegenheit kommen so eine Sache auszustehen oder zu begleiten, geschweige sie zu erleben. Das Leben ist, egal wie es ist, viel zu kurz und zu schön um es wegen Dinge wegzuwerfen die man immer klären kann. Denn für jedes Problem gibt es eine Lösung egal wie negativ es aussehen mag. :-S


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