Telekom rechtfertigt DSL-Drosselung: “Lieschen Müller subventioniert bisher den ‘Heavy User'”

Die Deutsche Telekom hat Kritik an ihrem Vorhaben, DSL-Flatrates beim Überschreiten bestimmter Daten-Volumen zu drosseln, zurückgewiesen. Auf den Vorwurf der Beschädigung der Netzneutralität ging man aber gar nicht erst ein.

von Tobias Ritter

26.04.2013, 14:04 Uhr

Hohn, Spott und massive Kritik musste die Deutsche Telekom für ihre Pläne der Einführung einer Volumenbegrenzung bei DSL-Flatrates einstecken – und zwar nicht nur von der Netzgemeinde. Auch zahlreiche IT-Experten, die Bundesregierung und die Opposition äußerten ihre Bedenken darüber, dass dieses Vorhaben zum Ende der Netzneutralität führen könne. Nun haben die Verantwortlichen des Bonner Telekommunikationskonzerns auf die Kritik reagiert – und sich alles andere als Einsichtig gezeigt.

Man könne die derzeitigen Proteste absolut nicht verstehen, heißt es von Seiten der Telekom. Schließlich sei die technische Umsetzung der Volumenbegrenzung doch ohnehin erst ab dem Jahr 2016 vorgesehen. Telekom-Sprecher Philipp Blank gab gegenüber dem Deutschlandfunk zudem zu verstehen, dass der durchschnittliche Kunde von den Neuerungen gar nicht eingeschränkt werde – im Gegenteil:

“Fakt bei uns ist: Drei Prozent der Kunden verursachen mehr als 30 Prozent des Datenvolumens. Das bedeutet für die Kunden, Lieschen Müller subventioniert bisher den ‘Heavy User’.”

Auch zu den Vorwürfen, die Telekom-Pläne würden zum Ende der Netzneutralität führen, äußerte sich Blank. Die Netzneutralität würde teilweise mit einer Gratis-Internetkultur verwechselt:

“Die Telekom steht für das freie und offene Internet, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Reguläre Internetdienste werden diskriminierungsfrei behandelt, das gilt für unsere Dienste genauso wie für alle anderen. Die Netzneutralität besagt, dass das Internet frei und offen sein soll und die Kunden sämtliche Dienste nutzen können sollen. Das tun sie. Die Netzneutralität besagt nicht, dass das kostenlos zu erfolgen hat”, so Blank.

Auch den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung zugunsten von Telekom-Paketen wollte man so nicht stehen lassen. Zwar verbrauche die Nutzung von Apples iTunes, Amazons Lovefilm, Watchever oder YouTube natürlich das Inklusiv-Volumen, während die hauseigenen T-Entertain-Pakete davon ausgeschlossen seien. Allerdings wolle man seine eigenen Kunden eben auch nicht doppelt zur Kasse bitten, da diese ja bereits für das Angebot extra bezahlen würden.

Derweil hat Spiegel Online übrigens schon einmal recherchiert, wie alleine die Deutsche Telekom mit ihren Plänen im Vergleich zur Konkurrenz überhaupt dasteht – und ganz so isoliert ist das Unternehmen zumindest mit der grundlegenden Idee offenbar gar nicht. Kabel Deutschland habe bereits im Mai 2012 eine Obergrenze von 60 Gigabyte pro Tag eingeführt, heißt es auf spiegel.de. Ist das Volumen verbraucht, wird die Nutzung von Filesharing-Diensten und One-Click-Hostern auf 100 Kilobit pro Sekunde reduziert. Der Gebrauch sonstiger Online-Angebote soll von dieser zudem nur einen Tag währenden Bremse allerdings unberührt bleiben. Freenet/1&1 bremse seine Kunden nach dem Verbrauch von 100 Gigabyte im Monat auf 1000 Kilobit pro Sekunde ab – allerdings nur im Einsteigertarif. Unitymedia und Vodafone ließen beide wissen, dass sie keine ähnlich gearteten Pläne verfolgen würden.

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